URBAN REALITIES

Dokumentarfilm und Aktivismus

Di, 11.10.11, 19 Uhr und 21 Uhr

Topkino Rahlgasse 1, 1060 Wien

Eintritt: jeweils EUR 8.-/7.-/6.- Reservierungen unter www.topkino.at

 

Urban Realities bringt Dokumentarfilme von Aktivisten und Aktivistinnen: Film als Forschungsmedium, als Mittel, Wissen zu verbreiten, Zustände anzukreiden, Lösungen einzufordern. Film als Motivator für Engagement und Zivilcourage.

19 Uhr: Urban Realities I: 
Land of Opportunity … happening to a city near you. Luisa Dantas, US, 2011, OF, 97 min
21 Uhr: Urban Realities II, Double Feature:
Creativity and the Capitalist City. Tino Buchholz, NL, 2011, engl./deutsch OmU, 55 min 
UND
Liverpool 2008 – Capital of Vulture. Jürgen Cyranek, Rebecca Cyranek, Claudia Christen  D/UK, 2011, engl. OF, 55 Min (Wiederholung von So, 9.10.11)


19 Uhr: Urban Realities I
Land of Opportunity … happening to a city near you

New Orleans‘ Wiederaufbau nach Katrina und die Folgen
Luisa Dantas, US, 2011, OF, 97 min

Filmgespräch: Mark Gilbert und Kristian Faschingeder, Autoren von after the storm: a gentle manifesto for a neighborhood in new orleans, 2009

Land of Opportunity ist ein Multi-Plattform Dokumentationsprojekt rund um den Wiederaufbau von New Orleans nach Hurrikane Katrina im Jahr 2005, eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Durch den Sturm und seine Folgen starben etwa 1.800 Menschen, die Sachschäden erreichten eine Summe von rund 81 Milliarden US-Dollar. Insbesondere New Orleans war stark betroffen: Zwei Brüche im Deichsystem führten dazu, dass bis zu 80 Prozent des Stadtgebietes bis zu 7,60 Meter tief unter Wasser standen.

Land of Opportunity – Trailer from JoLu on Vimeo.

Der Film begleitet die vielen unterschiedlichen Menschen an der Frontlinie des Wiederaufbaus und beleuchtet ihre persönlichen Geschichten und Motivationen im Kampf gegen die Folgen der Naturkatastrophe. Er blickt durch die Augen von StadtplanerInnen, Obdachlosen, Immobilienentwicklern, ArbeitsimmigrantInnen, AktivistInnen, KünstlerInnen und BewohnerInnen von Sozialbauten und stellt trotz lokalem Kontext eine globale Frage: In welcher Art von Stadt wollen wir im 21. Jahrhundert leben?

Filmemacherin Luisa Dantas sieht ihre Dokumentation in Zeiten von technischen und natürlichen Katastrophen, denen sich Städte weltweit zunehmend gegenüber sehen, als globale Forschungsarbeit zu den Themen Stadtentwicklung, Wiederaufbau, Immigration, Gentrification und Recht auf leistbaren Wohnraum. Die Plattform Land of Opportunity soll als globale Wissens- und Aktionsplattform dienen, im Zeichen von urban spatial justice, also einer gerechten Verteilung des urbanen Raumes weltweit.

Im Anschluss an die Dokumentation laden wir zum Filmgespräch mit Mark Gilbert und Kristian Faschingeder, die Autoren von after the storm: a gentle manifesto for a neighborhood in new orleans, 2009

Land of Opportunity is an important part of the New Orleans story. It gets down and dirty with the people on the ground. Five years in the making, Luisa’s film gives voice to everyday people working hard to rebuild their city and their lives. Anyone who cares about the future of cities in this country should see this movie!“ Spike Lee


21 Uhr: Urban Realities II – Double Feature

Einführung: Elke Rauth, dérive

Creativity and the Capitalist City
The struggle for affordable space in Amsterdam
Tino Buchholz, NL, 2011, engl./deutsch OmU, 55 min

Kreativität ist schillernd, glamourös und hübsch anzusehen. Wer kann schon gegen Kreativität sein? Zeitgleich wird Kreativität sehr gezielt – meist für ökonomische Zwecke – genutzt oder eingesetzt. Dabei basiert sie auf prekärer bis hin zu harter Arbeit. Dieser Film thematisiert Kreativität als Überlebenskunst in hoch entwickelten, westlichen Städten. Er ist auf der Suche nach bezahlbarem Wohn- und Arbeitsraum in Amsterdam, d.h. Zwischennutzungen, Hausbesetzungen, Anti-Squat und einer Art institutionellen Synthese: Brutplätze in Amsterdam.

Creativity and the Capitalist City :: TRAILER :: Amsterdam 2011 :: www.creativecapitalistcity.org from creativecapitalistcity on Vimeo.

Creativity and the Capitalist City ist mehr als ein Dokumentarfilm über Amsterdam. Er beschreibt das dominante Stadtentwicklungsmantra unserer Zeit. Der Hype um die kreative Stadt ist bereits zehn Jahre alt, er ist global gültig und kurz vor seinem Höhepunkt. Seit Richard Florida's einflussreichem Buch "The Rise of the Creative Class" (2002) ist Kreativität das Zauberwort in der kapitalistischen Stadterneuerung: Der neue amerikanische Traum.

Was ist so neu an diesem Traum? Was passiert, wenn der Hype vorbei ist? Wohnen als Job oder Recht auf Stadt?


Liverpool 2008 – Capital of Vulture
Europäische Kulturhauptstadt und Creative City (Wiederholung von So, 9.10.11)

D/UK, 2011, engl. OF, 55 Min

Buch und Regie: City Picture/UK (Jürgen Cyranek, Rebecca Cyranek, Claudia Christen)

Als Ergebnis einer Forschungsarbeit am Institut für Geographie an der Humboldt Universität zu Berlin versucht die Dokumentation „Liverpool 2008 – Capital of Vulture“ jene Effekte nachzuzeichnen, die das Projekt Kulturhauptstadt Liverpool 2008 auf die lokale freie Kunstszene ausübte. Gerade diese Szene wird von Liverpools Stadtentwicklern ab den 1980er Jahren bewusst umworben, um die dem Verfall preisgegebenen Quartiere der ehemaligen Handelsmetropole mit neuem Leben zu erfüllen. Die Stadt versucht sich als Kulturmetropole zu etablieren, um mittels Kunst den Prozess des Schrumpfens aufzuhalten und die Shrinking City Liverpool als Creative City wieder auferstehen zu lassen. Während KünstlerInnen zur Ankurbelung der Regenerationsprozesse für die zerfallenden Stadtviertel also mehr als willkommen sind, scheinen das Kulturhauptstadtjahr 2008 und die damit einhergehenden Investitionen stark einschränkende Effekte auf die freie Kunstszene bewirkt zu haben.

Was leistet das Allheilmittel Creative City und deren Mega-Event „europäische Kulturhauptstadt“ eigentlich für Politik und Stadtplanung, was für die KünstlerInnen und KreativarbeiterInnen? Welche Rolle will und kann die Kunst in städtischen Regenerations-Prozessen spielen? Und wie sähen faire Rahmenbedingungen für alle Beteiligten aus?

In Kooperation mit dem Topkino Wien.

STADT FORSCHEN – FORSCHEN FÜR DIE STADT

Wissen als Kriterium und Ressource für Standortpolitik und Städtewettbewerb  

Vortrag und Diskussion

Zeit: Mo, 10.10.11, 19 Uhr

Ort: Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Eintritt frei!

 

Wissen gilt neben Kreativität als unverzichtbare Ressource im urbanen Standortwettbewerb und zahlreiche Städte setzen ihre Hoffnungen auf die Entwicklung dieser Sektoren. Wie müssen Städte beschaffen sein, um von den Trends tatsächlich zu profitieren? Was bedeutet diese Entwicklung für die Städte und ihre Bewohner und Bewohnerinnen?

Bedingt durch den ökonomischen Wandel wird Wissen neben Kreativität seit einigen Jahren verstärkt als unverzichtbare Ressource für westliche Städte gehandelt. Das Konzept des kontemplativen Forschungszentrums in unberührter Landschaft war gestern, die Zukunft der Wissensproduktion liegt im Urbanen. Die Wissensstadt setzt im globalen Standortwettbewerb ähnlich wie die Creative City auf differenzierte und gut ausgestattete Arbeitsmärkte mit spezialisierten, flexiblen und hoch qualifizierten Arbeitskräften, auf Offenheit und Internationalität. Um ExzellenzforscherInnen mit ihrem impliziten Wissen als Auslöser einer ganzen Reihe von erwünschten Domino-Effekten anzulocken, müssen Städte neben entsprechenden Bildungs- und Forschungseinrichtungen eine große Dichte an flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten und hohe Lebensqualität bieten: Funktionierende Infrastruktur, qualitätsvolle Schulen und flexible Kinderbetreuungseinrichtungen, attraktive Wohn-, Kultur- und Freizeitangebote, Sicherheit und Atmosphäre bilden die notwendigen Voraussetzungen im Rennen um eine Topposition. Nur so gelingt die Ansiedelung exzellenter Forschung und in Folge internationaler Unternehmen und das erwünschte Bekenntnis der Investoren.

Universitäten spielen in diesem Umfeld auf mehreren Ebenen eine wichtige Rolle. Neben klassischen Zukunftsdisziplinen wie Biotechnologie u.ä. betrifft das insbesondere Disziplinen, die sich der Arbeit mit, an und in der Stadt verschrieben haben. Sie sind nicht nur als Bildungs- und Forschungsinstitution wichtig für die Wissensstadt, sie produzieren auch Forschungsinhalte, die räumlich, funktional und inhaltlich wirksam werden können und immer wieder direkt im Stadtraum sichtbar werden. Welche Rolle spielen Universitäten und ihr Standort in der Stadt? Wie funktioniert der Wissenstransfer tatsächlich? Welche positiven internationalen Beispiele im Zusammenspiel zwischen Forschungseinrichtungen und Stadtentwicklung lassen sich finden? Wie elitär ist das Konzept der Wissensstadt und welche Forderungen müssen im Sinne einer Stadt für alle daran gestellt werden? Haben Städte Alternativen abseits vom Wettbewerb mittels Kreativität und Wissen?

Impulsvortrag: Klaus Brake, Prof. für Stadt- u. Regionalentwicklung, Gastprof. Center for Metropolitan Studies, Berlin

PodiumsteilnehmerInnen:

  • Klaus Brake, Berlin, Prof. für Stadt- und Regionalentwicklung
  • Jens Dangschat, Wien, Prof. für Stadtsoziologie, Institutsvorstand ISRA, TU Wien
  • Reinhard Troper, MA 27, Referat Arbeit und Wirtschaft
  • Markus Hametner, Vorstandsmitglied des Metalab Wien, Medieninformatikstudent und Freelance IT-Allrounder 
  • Gabu Heindl, Architektin und Urbanistin, Wien

Moderation: Robert Temel, Forscher, Vermittler, Journalist. Schwerpunkte: Architektur, Stadt und Kultur

In Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien.

URBANE VERGNÜGUNGEN

urbanize! Festivalauftakt

 

urbani2e!-Superservice: Zuhause und trotzdem live dabei.
Der Live-Ticker des Instituts für Alltagsforschung machts möglich: www.alltagsforschung.blogspot.com

 

Vortrag, Diskussion, Präsentation, Ausstellung, Fest 

Zeit: Fr. 7.10.2011, 19 Uhr

Ort: Planetarium Wien, Prater, Oswald Thomas Platz 1, 1020 Wien

Eintritt frei!

Zum urbanize! Festivalauftakt lädt dérive in den Wiener Prater: Im Rahmen der Präsentation von dérive #45 mit dem Schwerpunkt "Urbane Vergnügungen" widmet sich der Eröffnungsabend der Rolle und Bedeutung städtischer Vergnügungsparks und der zunehmenden Eventisierung des urbanen Raums.

Nicht zuletzt als Konsequenz auf die speziell in den 1990er Jahren auch in Europa immer zahlreicher werdenden Themenparks – Stichwort Eurodisney – waren etablierte städtische Lunaparks in den letzten beiden Jahrzehnten einem starken Modernisierungsdruck ausgesetzt. Der Versuch sich den Themenparks konzeptionell anzupassen, gefährdet jedoch die spezielle Atmosphäre der oft mit langer Historie versehenen urbanen Unterhaltungseinrichtungen. Derzeit scheint sich eine Renaissance städtischer Vergnügungsparks abzuzeichnen, wie sich etwa am Beispiel Coney Island/N.Y. zeigt. Die meist offen und kosten­los oder gegen einen geringen Eintritt zugänglichen und zentral gelegenen Lunaparks profitieren dabei u. a. auch von der Wirtschaftskrise, die ihre monothematischen Gegenspieler zum oft unleistbaren Vergnügen für Familien werden lässt.

Gleichzeitig ist den städtischen Vergnügungsparks durch die organisierte Event- und Festivalisierung öffentlicher Räume sowie die steigende Beliebtheit von Spiel und Sport in der urbanen Öffentlichkeit neue Konkurrenz erwachsen. In diesem Zusammenhang ebenfalls nicht zu vergessen sind die Inszenierung städtischer Plätze durch Spektakelarchitektur, die Ausbreitung von Urban Entertainment Centers, Cineplexes, Musicaltheatern oder Kuriositäten wie beispielsweise Skihallen. Das urbane Spektaktel scheint sowohl alltäglich als auch allgegenwärtig geworden zu sein.

Droht den noch existierenden Lunaparks damit ein Dasein als antiquierte Veranstaltungs­orte kommerzialisierter Freizeit, die höchstens als nostalgischer Tourismusfaktor noch eine Berechtigung finden? Welche Rolle können und sollen innerstädtische Lunaparks in Zukunft für ihre Städte einnehmen? Werden die öffentlichen Räume unserer Städte zu einer einzigen Fun- und Eventzone?

Eröffnung

Vize-Bürgermeisterin und Stadträtin Maria Vassilakou.

Einführungsvortrag

Bernhard Schäfers, Karlsruhe

PodiumsteilnehmerInnen 

  • Sabine Gretner, Wien, Architektin und Praterexpertin, Landtagsabgeordnete und Planungs­sprecherin der Wiener Grünen
  • Elisabeth Kolarik, Wien, Eigentümerin Kolariks Freizeitbetriebe und Präsidentin des Praterverbands
  • Siegfried Mattl, Historiker, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien
  • Bernhard Schäfers, em. Professor für Soziologie und Leiter des Instituts für Soziologie, Medien- und Kulturwissenschaft an der Universität Karlsruhe
  • Einführung und Moderation: Erik Meinharter, Wien, Landschaftsarchitekt, Lehrbeauftragter an der BOKU und TU Wien, Mitglied der dérive Redaktion und Schwerpunktredakteur dérive #45

Musik

DJ Patricio Salgado und DJ Patrick Rampelotto (Zirkus Maximus)

Pratermuseum Spezial

Exklusiv zum urbanize! Festivalauftakt öffnet das Wien Museum für alle BesucherInnen von 19 bis 23 Uhr seine kleine, feine Pratersammlung: Denn so speziell wie der Wurstelprater selbst ist auch das im Gebäude des Planetariums befindliche Pratermuseum. Eindrucksvoll zeigt es die historischen Veränderungen der schaurig schönen Wiener Unterhaltungskultur. Vergnüglich und melancholisch zugleich sind Objekte wie der Wahrsageautomat "Internationales Heiraths Vermittlungs Bureau", die legendäre Bauchrednerpuppe Maxi, die Helmut Qualtinger inspirierte, oder ein Lindwurm aus einer längst abgerissenen Grottenbahn.

Präsentation urban-matters.org

Präsentation: Barbara Holub

urban-matters.org bietet einen wachsenden Überblick von Projekten, Organisationen und Institutionen weltweit, die sich mit der Involvierung von künstlerischen Praktiken in urbane Prozesse befassen und neue Tools und Strategien als Ergänzung zu konventionellen Planungsmethoden explorieren.
urban-matters.org erforscht hierbei auch mögliche Strategien zur Entwicklung des "urban practitioners", der mit künstlerischen und experimentellen urbanistischen Praktiken den anderen an Planung beteiligten ExpertInnen gleichberechtigt zur Seite tritt und für ein gesellschaftspolitisch verantwortungsvolles urbanes Handeln eintritt, das der Dominanz rein ökonomischer Interessen eine Absage erteilt.
urban-matters.org ist Teil des Forschungsprojekts Planning Unplanned/ Institut für Kunst und Gestaltung 1, TU Wien

 

In Kooperation mit dem Wien Museum sowie dem Institut für Kunst und Gestaltung 264.1, Fakultät für Architektur und Raumplanung, TU Wien. Besten Dank an das Wiener Planetarium für die freundliche Unterstützung.